Tuesday, November 21, 2006

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An der Redaktion des Express,

ich weiß nicht, ob das Ihnen interessieren kann. Ich schicke jedenfalls den Brief, womit ich von meinem Pomotionsverfahren zurückgetreten bin.
















Sehr geehrter Herr Dekan,


leider bin ich gezwungen, Ihnen mitzuteilen, dass ich vom meinem laufenden Promotionsverfahren zurückgetreten bin. Da ich in den letzten zwei Tagen kein Glück hatte, Sie im Dekanat anzutreffen, möchte ich Ihnen die Gründe für diese schwerwiegende Entscheidung schriftlich darlegen. Obwohl die Entscheidung das Ergebnis langer Überlegungen und Gewissensanstrengungen ist, versuche ich die zentralen Aspekte kurz und sachlich zu erklären.

Nachdem ich über fünf Jahre bei meinem Doktorvater Prof. Brandt promoviert habe, hatte ich meine Doktorarbeit Anfang Juli abgegeben. Seinem akribischen, zehnseitigen Erstgutachten folgte nun allerdings ein Zweitgutachten von Honorarprofessor Dr. Werner Stark. Dieses Zweitgutachten entspricht in keiner Weise allgemeinen akademischen Bewertungsstandards. Es ist sowohl inhaltlich als auch methodisch völlig unakzeptabel und nicht nachvollziehbar.

Zunächst hatte ich die Absicht, die offensichtlichen Mängel dieses Gutachtens in der Disputation genüsslich öffentlich darzulegen. Nach reiflicher Überlegung habe ich davon allerdings Abstand genommen. Denn es ist nach jahrelangen wissenschaftlichen Arbeitens und Lehrens nicht mehr meine Aufgabe, mich auf diesem Niveau, zumal vor akademischem Publikum, auseinanderzusetzen und einem Marburger Honorarprofessor eine Lektion zu erteilen.

Jeder Philosoph, der das Gutachten Herrn Starks lesen würde, könnte Ihnen bestätigen, dass es ausschließlich oberflächliche Allgemeinkritik enthält und sich inhaltlich in keiner Weise mit der Arbeit auseinandersetzt. Die Krönung dieses Vorgehens ist in der von ihm angehefteten Bibliographie zu sehen, die dem geschulten Augen sofort verrät, dass er die genannte Literatur vielleicht vom Titel („Necessit*“, „Notwendig*“), auf keinen Fall aber vom Inhalt her kennen kann. Damit disqualifiziert er sich selbst als Zweitgutachter. Ich habe damals leider Herrn Stark mangels fachlicher Alternativen unbedacht selbst vorgeschlagen. Hätte ich seine Schwäche in der Begutachtung geahnt, hätte ich natürlich eine unbelastete Person gewählt.

Man muss bedenken, dass ich nach meinen Studien in Mailand und in Paris nur wegen des internationalen bekannten Kant-Experten Prof. Brandt nach Marburg kam. Nach langen Jahren harter Arbeit empfinde ich es als Kränkung nun von jemand bewertet zu werden, dem offensichtlich die korrekte Einstellung zur Gutachtertätigkeit abhanden geht.

Es ist klar, dass meine Entscheidung vor allem zu meinen eigenen Lasten geht, da ich mit der Arbeit wegen der vorsichtlichen Sperre nun nicht mehr promovieren kann. Trotz dieses Nachteils veröffentliche ich lieber die Arbeit als einfache Monografie und promoviere an einer anderen Universität mit einem neuen Thema, als hier in Marburg unter diesen unwürdigen Bedingungen ein ungeeignetes und unfaires Prüfungsverfahren zu durchlaufen.

Falls Sie die Sache persönlich besprechen möchten, bin ich dazu gerne bereit. Allerdings muss ich ehrlicherweise bereits jetzt darauf hinweisen, dass meine Entscheidung feststeht und endgültig ist. Prof. Brandt ist informiert und erhält eine Kopie dieses Schreibens.





Hochachtungsvoll,

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